11 Freunde: Jürgen Roth, der rus­si­sche Kon­zern Gaz­prom wird ab 1. Januar 2007 Haupt­sponsor des FC Schalke 04. Warum enga­giert sich das Unter­nehmen im deut­schen Fuß­ball?

Jürgen Roth: Der Schalke-Deal, ist eine billig erkaufte PR-Maß­nahme für ein Unter­nehmen mit ziem­lich zwei­fel­haftem Ruf. Gaz­prom will dieses doch eher nega­tive Image für seine Expan­sion auf dem west­eu­ro­päi­schen Markt auf­po­lieren.

11 Freunde: 125 Mil­lionen Euro für sechs Jahre Spon­so­ring nennen Sie billig?

Roth: Für Gaz­prom sind das Pea­nuts. Nur ein Bei­spiel: Mir liegt eine Geld­wä­sche­ver­dachts­an­zeige des deut­schen Zolls vor, wonach ein Unter­nehmer, der behauptet Reprä­sen­tant von Gaz­prom aus Tsche­chi­enzu sein, mit zwei­stel­ligen US-Dollar Mil­li­ar­den­be­träge auf dem schwarzen Finanz­markt jon­gliert.

11 Freunde: Gene­rell will Gaz­prom mit dem Schalke-Deal also nichts anderes als Firmen wie T‑Com beim FC Bayern oder Bet & Win beim SV Werder – mit Spon­so­ring das Image ver­bes­sern.

Roth: Der Unter­schied ist aber, dass sich die T‑Com und Bet & Win an west­liche recht­staat­liche Normen halten müssen und in eini­ger­maßen demo­kra­ti­schen Struk­turen orga­ni­siert sind.

11 Freunde:
Der rus­si­sche Staats­kon­zern Gaz­prom nicht?

Roth: Gaz­prom ist der größte Ener­gie­kon­zern der Welt, er ver­fügt gleich­zeitig über unglaub­liche Macht. Ent­spre­chend ver­hält sich das Unter­nehmen: Gaz­prom han­delt erpres­se­risch – etwa, wenn wegen der oran­genen Revo­lu­tion der Ukraine den Gas­hahn zudreht. Oder im Fall Geor­gien, wo auf einmal den Gas­preis um 100 Pro­zent erhöht. Und es bestehen selt­same Ver­bin­dungen zu kri­mi­nellen Struk­turen.

11 Freunde:
Wie kann das angehen?

Roth: Recht­staat­lich­keit und Trans­pa­renz in unserem Sinne, gibt es in Russ­land nicht einmal ansatz­weise. In Deutsch­land fragt man bei Geschäften noch: Woher kommt das Geld? Welche Inter­essen haben die Inves­toren? Doch bei Schalke scheint diese Trans­pa­renz ange­sichts der dor­tigen Finanz­mi­sere keine Rolle mehr zu spielen.

11 Freunde: Dabei lag das Gas­mo­nopol doch zu Zeiten der Sowjet­union in Händen der Regie­rung.

Roth: Richtig, aber damals koope­rierte das Gas-Minis­te­rium bereits eng mit dem rus­si­schen Geheim­dienst KGB. Als Anfang der neun­ziger Jahre das Minis­te­rium in Gaz­prom umge­widmet wurde, als staat­li­ches Unter­nehmen, verkam der Kon­zern – wie alles in der rus­si­schen Wirt­schaft – zu einem Selbst­be­die­nungs­laden der alten Nomen­kla­tura, in dem sich dubiose Teil­haber Mil­li­arden auf pri­vate Konten schau­felten.

11 Freunde:
So ein­fach war das?

Roth: Da wurden bei­spiels­weise Auf­träge für den Bau von Pipe­lines aus­schließ­lich an Günst­linge bei Toch­ter­firmen ver­geben. Daraus resul­tierte eine ver­häng­nis­volle Kom­bi­na­tion: Obwohl der Staat immer noch die Mehr­heits­be­tei­li­gung an Gaz­prom besitzt, liegen Teile auch in der Hand von mafiosen Struk­turen.

11 Freunde: An wen denken Sie dabei?

Roth: Es exis­tiert ein Bericht des Bun­des­nach­rich­ten­dienstes (BND) aus dem Früh­jahr 2006, wonach sowohl die kala­bre­si­sche Ndràn­gheta als auch die Cosa Nostra aus Sizi­lien Gaz­prom-Akti­en­pa­kete in einer Grö­ßen­ord­nung von rund 3 Pro­zent erworben haben sollen. Die Staats­an­walt­schaft in Palermo berichtet, dass sogar ein füh­render Gaz­prom-Mann engste Ver­bin­dungen zu einem wich­tigen Mit­glied der Cosa Nostra – dem Cian­ci­nimo Clan – unter­halten hatte.

11 Freunde: Ist Gaz­prom also zumin­dest zu drei Pro­zent ein kri­mi­nelles Unter­nehmen?

Roth: Nein, so ein­fach ist das nicht. Gaz­prom hat jedoch Toch­ter­un­ter­nehmen, die von Män­nern mit zwie­lich­tiger Ver­gan­gen­heit geführt werden. Ali­sher Usmanow, der, glaubt man rus­si­schen Jour­na­listen, in den neun­ziger Jahren für eine Mafia-Orga­ni­sa­tion in Moskau über eine Bank Geld­wä­sche betrieben haben soll, ist Chef einer Toch­ter­ge­sell­schaft von Gaz­prom. Er bestreitet natür­lich diese Vor­würfe. Und einer, der jetzt in der Ukraine bevor­zugt von Gaz­prom belie­fert wird, ist Rinat Ach­metow…

11 Freunde: …der Prä­si­dent und Besitzer von Schachtjor Donezk…

Roth: …und nach­weisbar bis 1995 eine der Füh­rungs­fi­guren in der orga­ni­sierten Kri­mi­na­lität im Donezk­be­cken,. Nachdem sein Pro­tegè, Achat Bragin –ein klas­si­scher Gangster – im Prä­si­den­tenamt des Klubs einem Bom­ben­at­tentat zum Opfer fiel, wurde Ach­metow, der – so wurde behauptet – zuvor die Drecks­ar­beit“ für Bragin erle­digte, Chef von Schachtjor.

11 Freunde: Schalke legi­ti­miert den Deal mit der Begrün­dung, Gaz­prom sei Haupt­sponsor ohne Mit­spra­che­recht im Verein. Machen sich die Klub-Ver­ant­wort­li­chen etwas vor?

Roth:
Es wäre das erste Mal, dass rus­si­sche Inves­toren ihr Geld aus­schließ­lich für reine Wer­bung inves­tieren. Was Schalke macht, ist wie Sex ohne Kondom: Es macht Spaß, weil es gutes Geld bringt, aber es birgt das große Risiko, dass sich poli­ti­sche und wirt­schaft­liche Inter­essen des Kreml im Klub fest­setzen und die sich wie ein heim­tü­cki­scher Virus aus­breiten.

11 Freunde: Wie, glauben Sie, wird sich Gaz­prom ein Mit­spra­che­recht bei Schalke erschlei­chen?

Roth:
Gaz­prom ist nicht berühmt für trans­pa­rente Unter­neh­mens­po­litik. Sie werden den Schalke-Ver­ant­wort­li­chen eher nicht mit­teilen, wie sie vor­zu­gehen gedenken.

11 Freunde:
Gaz­prom schießt auch Geld in den Verein Zenit St. Peters­burg. Wissen Sie, wie es dort mit dem Enga­ge­ment des Spon­sors läuft?

Roth: Offi­ziell unter­stützt Gaz­prom Zenit St. Peters­burg seit Herbst 2005. Dazu gibt es jedoch eine bizarre Vor­ge­schichte: Der vorige Prä­si­dent des Ver­eins war Wla­dimir Kogan, Chef der Prom­stroj Bank, wo Putin seine pri­vaten Konten hat. Kogan unter­hält zudem gute Bezie­hung zu Wla­dimir Kumarin, dem Chef der Tam­bows­kaja, der ein­fluss­reichsten kri­mi­nellen Orga­ni­sa­tion in St. Peters­burg. Die offi­zi­ellen Zahlen des Innen­mi­nis­te­riums von 2002 besagen, dass 70 Pro­zent der Wirt­schaft von St. Peters­burg von der Tam­bows­kaja kon­trol­liert wird, auch dank Wla­dimir Putin.

11 Freunde: Das heißt im Klar­text?

Roth: Die Ver­bin­dungen vom Kreml und Gaz­prom zu mafiosen Struk­turen treffen im Fuß­ball in St. Peters­burg auf­ein­ander. Mög­li­cher­weise ist Zenit St. Peters­burg schon einen Weg gegangen, der Schalke 04 nun bevor­steht.

11 Freunde: Aber bei Schalke 04 sitzt mit Gerd Reh­berg doch ein hono­riger Poli­tiker im Prä­si­dium.

Roth: Ich bin über­zeugt, dass bei Schalke 04 im Vor­stand alles stimmt. Trotzdem sollten die Ver­ant­wort­li­chen Zenit St. Peters­burg als mah­nendes Bei­spiel sehen, wo Finan­ziers mit Unter­welt-Kon­takten in der Ver­ant­wor­tung waren – und nun Gaz­prom, was in meiner sub­jek­tiven Wahr­neh­mung der­ar­tige Ver­bin­dungen sicher nicht ver­hin­dert.

11 Freunde: Mit wel­chen Leuten wird Schalke zu tun bekommen?

Roth: Das ist heute schwer zu sagen. Wahr­schein­lich alles hoch­an­ge­se­hene, aber leider
etwas schwer zu durch­schau­ende Unter­nehmer mit besten Ver­bin­dungen in den Kreml.

11 Freunde:
Was würden Sie einem Verein raten, der als nächstes ein Angebot von Gaz­prom erhält?

Roth:
Ein Verein, der noch ansatz­weise recht­staat­liche und demo­kra­ti­sche Werte als Unter­neh­mens­po­litik ver­folgt, muss so eine Offerte kate­go­risch ablehnen und Gaz­prom oder ähn­liche Kaliber vor die Tür setzen.

11 Freunde:
Wenn sogar der BND infor­miert ist, wie Gaz­prom agiert, warum mischt sich die Politik beim Gaz­prom-Deal nicht ein?

Roth: Die kann bekannt­lich nur warnen. Günter Nooke, der Men­schen­rechts­be­auf­tragte der Bun­des­re­gie­rung, beklagt zu Recht, dass eine Koope­ra­tion mit Gaz­prom zur Image­pflege eines unde­mo­kra­ti­schen Staates bei­trägt.

11 Freunde:
DFB-Prä­si­dent, Dr. Theo Zwan­ziger, äußerte sich zum Gaz­prom-Deal hin­gegen wie folgt: Wir brau­chen im Fuß­ball Spon­soren. Die Zusam­men­hänge möchte ich im Ein­zelnen nicht bewerten“. Was sagen Sie dazu?

Roth: So eine Hal­tung ist schlicht gesagt, dumm oder zynisch. Dabei sollte er wissen, dass ein Groß­teil von Spon­so­ren­geld aus der ehe­ma­ligen Sowjet­union mit höchst zwei­fel­haften Methoden erwirt­schaftet wurde. Es wun­dert mich, dass Zwan­ziger nicht erkennt, dass sol­ches Enga­ge­ment den euro­päi­schen Fuß­ball mit­tel­fristig zer­stört.


11 Freunde: Auch Karl-Heinz Rum­me­nigge erklärte, der Deal sei gut für alle Clubs, weil er zeige, dass die Bun­des­liga in Europa über den stärksten Spon­so­ren­markt ver­fügt.“

Roth: Da ist eine grobe Fehl­ein­schät­zung, denn sie lässt völlig außer Acht, dass Groß­spon­soren aus Russ­land in Märkten wie Ita­lien oder Eng­land ohnehin längst Fuß gefasst haben.

11 Freunde: Woraus resul­tiert Ihres Erach­tens die igno­rante Hal­tung der Funk­tio­näre?

Roth:
Sie ist eine Folge der zuneh­menden wilden Kapi­ta­li­sie­rung des Sports. Fuß­ball wird zu einer Ware, die nur der­je­nige erhält, der am besten zahlt.

11 Freunde:
Sie sagen, Gaz­prom erpresst und wäscht Geld. Schreckt der Kon­zern auch vor Schlim­merem nicht zurück?

Roth: Das hat Gaz­prom nicht nötig. Aber, wer dort kri­tisch über das Unter­nehmen oder Machen­schaften des Kreml – was im Grund das gleiche ist – berichtet, sollte sich mög­lichst fünf kugel­si­chere Westen anlegen. Sicher ist jeden­falls, dass für die mas­sive Ein­schrän­kung der Pres­se­frei­heit in den letzten Jahren Gaz­prom eine wich­tige Rolle spielte.

11 Freunde: Wie gefähr­lich sind dem­nach Olig­ar­chen wie Roman Abra­mo­witsch, die sich eben­falls im Fuß­ball enga­gieren?

Roth:
Abra­mo­witsch ist über den klas­si­schen Raub­tier­ka­pi­ta­lismus, also Erpres­sung, Betrug und Bestechung, an sein Ver­mögen gelangt. Ob auch Blut an seinen Händen klebt, halte ich für unwahr­schein­lich. Bei Rinat Ach­metov hin­gegen, der den Cham­pions-League-Teil­nehmer Schachtjor Donezk besitzt, wäre ich mir, was Kil­ler­men­ta­lität angeht, nicht so sicher. Immerhin bezeich­nete ihn im Sommer 2005 der Chef der Abtei­lung für Orga­ni­sierte Kri­mi­na­lität in der Ukraine als Top-Größe der Orga­ni­sierten Kri­mi­na­lität in der Ukraine.“

11 Freunde:
Wie unter­scheiden sich die Machen­schaften der Olig­ar­chen von den Geschäften, die Gaz­prom macht?

Roth:
Wo soll denn der Unter­schied liegen? Olig­ar­chen sind als Geschäfts­leute nicht hand­lungs­fähig, wenn sie nicht mit Gaz­prom koope­rieren. Zum Bei­spiel ein Olig­arch, der sein Geld aus der Alu­mi­ni­um­branche zieht, der ist auf Gas­lie­fe­rungen ange­wiesen. Wenn er sich dem Diktat von Gaz­prom bzw. dem Kreml beugt, wird er in Ruhe gelassen. Wider­setzt er sich aber bekommt er es mit dem Kreml zu tun und wan­dert in das Zucht­haus.

11 Freunde: Geht es den Olig­ar­chen beim Fuß­ball auch um sport­li­chen Erfolg?

Roth:
Das sind eis­kalte Geschäfts­leute. Die befrie­digen als Klub-Prä­si­denten ledig­lich ihre Pro­fil­neu­rose, indem sie sich vor einer breiten Öffent­lich­keit als gön­ner­hafte Mäzene posi­tio­nieren.

11 Freunde:
Bedeutet die öffent­liche Wahr­neh­mung durch den Fuß­ball auch einen bes­seren Schutz vor Atten­taten?

Roth: Wenn ein Mann wie Abra­mo­witsch wirk­lich Angst vor der Rus­sen­mafia haben müsste, wäre er längst tot. Er ist nur gefährdet, wenn er nicht die Politik des Kreml befolgt. Als Schoß­hund von Putin besteht diese Gefahr nicht. Olig­ar­chen, die mit einer Armee aus Leib­wäch­tern auf­treten, wollen sich nur wichtig machen.

11 Freunde:
Warum inves­tiert ein Olig­arch wie Rinat Ach­metov bei Schachtjor Donezk und nicht bei einem der pres­ti­ge­träch­tigen Klub aus dem Westen?
Roth: Weil er Ukrainer ist und über den Fuß­ball­klub Schachtjor Donezk einen enormen poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Ein­fluss aus­üben kann. Und man weiß ja nicht wie die Zukunft aus­sieht. Viel­leicht hat er bereits in Ost­eu­ropa in den Fuß­ball inves­tiert.


11 Freunde:
Der Olig­arch Boris Bere­sowski soll über einen Mit­tels­mann den bra­si­lia­ni­schen Klub Corin­thians gekauft haben. Was ist Bere­sowski für ein Typ?

Roth:
Ein intel­li­genter Kri­mi­neller, der sein Geld unter anderem ursprüng­lich im Auto­handel gemacht hat. In seinem direkten Umfeld sind viele Men­schen auf unna­tür­liche Weise zu Tode gekommen.

11 Freunde:
Der Klub Heart of Mid­lothian gehört inzwi­schen dem Olig­ar­chen Wla­dimir Romanow. Teile des schot­ti­schen Prä­si­diums sind zurück­ge­treten, weil Romanow sich angeb­lich benehme wie ein Dik­tator“.

Roth: Olig­ar­chen benehmen sich alle so, denn sie leben in dem Glauben, durch ihren obs­zönen Reichtum alles bestimmen zu dürfen. Und dabei spielt Romanow noch eine eher unter­be­deu­tende Rolle in Russ­land.

11 Freunde:
Argen­ti­niens Ver­band hat die Rechte an Spielen seines Natio­nal­teams dem rus­si­schen Mil­li­ardär Viktor Vek­sel­berg ver­kauft. Mit wem lässt sich dort sogar ein Fuß­ball­ver­band ein?

Roth: Vek­sel­berg spielt finan­ziell in der Klasse von Abra­mo­witsch. Er ist ein Kind des KGB und hat sein Ver­mögen auf rus­si­sche Art und Weise und mit dem Segen von Wla­dimir Putin gemacht.

11 Freunde:
Warum gehen die Dach­ver­bände nicht gegen diese Unter­wan­de­rung der Fuß­balls durch Olig­ar­chen vor?

Roth:
Ich bin sicher, dass FIFA und UEFA über die Gefahr infor­miert sind, die von Ver­eins­prä­si­denten wie Ach­metov oder einem zwie­lich­tigen Olig­ar­chen wie Michael Chernoy bei Levski Sofia aus­geht. Um aber recht­lich dagegen vor­zu­gehen, bräuchten die Ver­bände juris­tisch ver­wert­bare Infor­ma­tionen gegen diese Leute. Und die sind in den betrof­fenen Län­dern nicht zu beschaffen. Dort sind sie ja die Stützen dieser mafiosen poli­ti­schen Sys­teme.

11 Freunde: Was macht es so schwierig?

Roth: Die Justiz ist in vielen ost­eu­ro­päi­schen Län­dern käuf­lich und gibt belas­tendes Mate­rial gegen ihre finan­zi­ellen För­derer natür­lich nicht weiter. Bedenken Sie bitte, dass Rinat Ach­metov den gegen­wär­tigen Pre­mier­mi­nister der Ukraine, Viktor Janu­ko­witsch, bei seinem mani­pu­lierten Wahl­kampf mit viel Geld unter­stützt hat. Der eins­tige kleine Kri­mi­nelle sitzt nun im ukrai­ni­schen Par­la­ment und sogar im Par­la­ments­aus­schuss, der sich dem Kampf gegen orga­ni­sierte Kri­mi­na­lität widmet.

11 Freunde:
Uli Hoeneß sagt: Wenn sich die Russ­lan­di­sie­rung fort­setzt, werden wir in zehn Jahren sagen können: Nas­trowje, auf Wie­der­sehen, Fuß­ball.““ Hat er Recht?

Roth: Ein kluger Satz. Den klas­si­schen Sport aus Lei­den­schaft wird es dann nicht mehr geben, son­dern nur noch den gna­den­losen Wett­be­werb zwi­schen Super­rei­chen, die sich darin messen, wer über die größte Macht und Finanz­mittel ver­fügt. Für sie ist alles käuf­lich, wirk­lich alles. Das genau haben sie ja bereits per­fekt in ihren Hei­mat­län­dern prak­ti­ziert.

11 Freunde:
Lässt sich das Rad noch zurück­drehen, wenn die Gaz­prom ab sofort auch Bun­des­li­ga­ver­eine mit Geld zuschmeißt?

Roth: Warum nicht? Es gibt auch mutige Ver­eine, die sich gegen die Ein­fluss­nahme von dubiosen Spon­soren wehren: Der FC St. Pauli…

11 Freunde:
…finan­ziell auch nicht gerade auf Rosen gebettet…

Roth:
…hat bei­spiels­weise eine Offerte des Osmani-Clans über 20 Mil­lionen Euro für den Sta­di­on­neubau abge­lehnt.

11 Freunde: Aller­dings stehen Teile der alba­ni­schen Osmani-Familie auch kon­kret im Blick­punkt poli­zei­li­cher Ermitt­lungen.

Roth:
In Ham­burg brüstet sich der Clan aber mit dem Ruf ehren­werter Geschäfts­leute. Der Unter­schied zwi­schen denen und Gaz­prom ist natür­lich auch, dass die Osmanis über, sagen wir, 300 Mil­lionen Euro ver­fügen und Gaz­prom über 300 Mil­li­arden. Der eine ist ein Zwerg der andere ein Riese. Doch keiner weiß, auf wel­chen undurch­sich­tigen Wegen sie zu ihrem vielen Geld gekommen sind.

11 Freunde:
Welche Folgen hat der Gaz­prom-Deal im Extrem­fall für den deut­schen Fuß­ball?

Roth: Ich bin Skep­tiker und sage, dass das Geschäft mit dem Sport, ob Fuß­ball oder
andere Sport­arten eine magne­ti­sche Anzie­hungs­kraft für kri­mi­nelle Orga­ni­sa­tionen und ihre Stroh­leute hat. Wir sollten uns daran gewöhnen, dass orga­ni­sierte Kri­mi­na­lität in allen Lebens­be­rei­chen immer mehr an Ein­fluss gewinnt. So wie jeder Bürger wissen sollte, dass die Rus­sen­mafia auf ver­schlun­genen Wegen irgendwie mit­ver­dient, wenn er zuhause Energie ver­braucht, werden Fuß­ball­fans in Zukunft wohl auch in Kauf nehmen müssen, dass die Mafia bei Spielen mit kas­siert. Und das ist noch das harm­lo­seste Sze­na­rium.

11 Freunde:
Glauben Sie, dass die Olig­ar­chen eines Tages das Inter­esse am Fuß­ball ver­lieren? Michael Bal­lack wäre arbeitslos und der Klub rui­niert, wenn Abra­mo­witsch den Geld­hahn zu macht, den er bei Chelsea auf­ge­dreht hat.

Roth: Das Pro­blem ist nicht, dass die Olig­ar­chen das Inter­esse ver­lieren, son­dern dass diese Per­sonen ihr rie­siges Kapital nicht mit legalen Mit­teln erwirt­schaftet haben. Kor­rup­tion ist noch die harm­lo­seste Methode gewesen. Häufig ist dabei Blut geflossen. Des­halb sind sie erpressbar. Des­halb könnten sie irgend­wann einmal ernst­hafte Pro­bleme bekommen – ins­be­son­dere gilt das bei vielen rus­si­schen und ukrai­ni­schen Klubs, aber auch den rumä­ni­schen oder bul­ga­ri­schen Fuß­ball­ver­einen. Denn wer zum Bei­spiel im Kreml in Ungnade fällt, ver­liert im Ide­al­fall seine Frei­heit und sein Geld – und schlimms­ten­falls sein Leben. Und auch die Justiz in West­eu­ropa ist ja nicht blind. Es ist also ein Spiel mit extrem hohem Risiko.

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