
Mit der Partie Portland Timbers gegen Minnesota United startete die MLS letzte Nacht unserer Zeit in ihre 22. Saison. Wer das nicht wusste, braucht sich nicht schämen, schließlich ist die nordamerikanische Profi-Liga total uninteressant, außer für in die Jahre gekommene Stars, die nochmal abkassieren wollen. Oder? Denkste. Die MLS ist großartig.
Die Ablehnung, die der MLS in weiten Teilen Deutschlands und Europas entgegenschlägt, ist eine gegen das „Andere“. Der Draft, die Playoffs nach der Regular Season, das Salary Cap, die Franchise-Struktur, der andere Spielstil: All diese Dinge werden der MLS zum Nachteil ausgelegt. Ein Fehlschluss: Nur weil etwas anders ist, muss es nicht schlechter sein. Tatsächlich machen diese Dinge die MLS zu einem wundervoll interessanten Wettbewerb.
Anders? Nein, danke.
Das fängt schon beim Draft an, bei dem vor jeder Saison die Vereine abhängig von der Endplatzierung aus dem Vorjahr nacheinander die besten Talente aus dem College-Fußball auswählen. So kommt eine Vielzahl junger Talente zwangsläufig in die Liga. Der Draft erzeugt eine Durchlässigkeit vom Jugend- zum Profibereich, die sich viele Nachwuchsspieler in Deutschland wünschen würden.
Außerdem gibt die Collegeausbildung den Talenten einen Plan B an die Hand, der vielen Profis hierzulande fehlt. Wer sich hier nicht durchsetzt, steht oft mit leeren Händen da. Wer wegen einer Verletzung zum Sportinvaliden wird, ebenso. Und auch wer bis Mitte 30 auf dem Platz steht, knallt ohne Studium oder Ausbildung schnell auf den harten Boden der Realität – ungebremst, außer durch das Gesparte, was noch nicht für tarnfarbene Lamborghinis draufgegangen ist.
So, wie der Draft organisiert ist, gibt es auch keine Big Player, die die zukünftigen Stars allesamt aufkaufen. Die MLS besteht aber keinesfalls nur aus Nachwuchstalenten, die frisch vom College kommen. Es gibt durchaus Stars in der Liga, auch aus dem Ausland. Trotzdem bleibt es ausgeglichen, dank des „Salary Caps“ und der „Designated Players Rule“. Dadurch darf kein Team mehr als 3,845 Millionen US-Dollar für Gehälter zahlen. Außer für sogenannte „Designated Players“, für die jede Franchise zwei Plätze im Kader hat und die mit einem Festbetrag auf das Salary Cap schlagen.
Andrea motherf*cking Pirlo
Der erste Designated Player war David Beckham, nach ihm folgten Größen wie Freddy Ljungberg und Thierry Henry. Auch wenn Steven Gerrard und Frank Lampard diese Saison nicht mehr in der MLS auflaufen, spielen andere Stars immer noch in Nordamerika: David Villa zum Beispiel. Oder Kaka. Oder Sebastian Giovinco, der letzte Saison bei Toronto FC Woche für Woche mit Traumtoren glänzte. Oder Andrea Pirlo. Pirlo, Alter!
Wem Pirlo noch nicht als Argument für die MLS reicht, dem sei gesagt: Die Liga ist keine bloße Resterampe mit Treter-Kultur mehr. Außerdem: Wünscht ihr euch nicht alle diese „Typen“, die mal dazwischenhauen? Vermisst ihr nicht den Kampfgeist, wenn ein Mesut Özil nach dem nächsten Ballverlust hängenden Kopfes abdreht? Seid ihr nicht die ersten, die im Block „Tritt ihn weg!“ schreien?
Nein? Okay. Dann seid ihr aber zumindest die, die keinen Bock mehr auf die Bayern-Dominanz mehr haben (oder Barça, oder PSG, oder Juve, oder oder oder). Und so eine Übermacht gibt es in der MLS ganz einfach nicht. Dazu trägt der Draft genauso bei wie das Salary Cap und die Franchise-Struktur, die ungefähr gleiche finanzielle Voraussetzungen generiert. Aber der Hauptgrund sind die Playoffs.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWedlrimedKompydomK0s7HArWSan5Geu3CBkWloamg%3D